Giur II: Brit Mila trotz Lebensgefahr?!

Rabbiner Goldberg führt als Mohel auch die Brit Mila durch.
In seiner Hand befindet sich das Beschneidungswerkzeug
Bildquelle: www.nordbayern.de


Wie ich in meinem letzten Posting bereits erwähnte, möchte ich gerne zum Judentum konvertieren. Als ich den Kontakt zu den jüdischen Gemeinden aus meiner Umgebung suchte, wurde auch die Brit Mila thematisiert. Die Brit Mila ist die Beschneidung jüdischer Jungen bzw. bei Konvertiten übertrittswilliger Männer. Diese rituelle Beschneidung wird von einem Mohel, also dem jüdischen Beschneider, durchgeführt. Gerade die Beschneidung gilt Juden als besonders wichtig und sei auch ein Zeichen, dass Juden aller Denominationen miteinander verbindet. Die Brit Mila wird häufig ohne Betäubung durchgeführt.

Während ich also in Kontakt mit Gemeinden des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein stand, war auch das Thema. Vom Vorsitzenden des Landesverbandes und einem Rabbiner bekam ich zu hören, dass der Übertritt zum Judentum zwar die Beschneidung von Männern verlange fordert - wer sich nicht beschneiden lasse wolle, könne kein Jude werden. Als ich dann aber erwähnte, dass ich an Hämophilie, also an der Bluterkrankheit leide, wurde mir gesagt, dass es in diesem Fall auch gegen die Halacha, also gegen das jüdische Religionsgesetz sei, sich deshalb lebensgefährlichen Situationen auszusetzen, denn bei der Hämophilie ist die Funktion der Blutgerinnung kaum bis gar nicht vorhanden. Selbst kleinste Wunden können gefährliche Blutungen verursachen und teilweise treten sogar Blutungen ohne äußere Ursache auf. Das war zumindest die Sicht aus liberaler Perspektive.

Parallel erkundigte ich mich auch bei orthodoxen Gemeinden. Diese haben in Sachen Brit Mila nichts anderes gelten lassen. Anscheinend hätte man von mir hier erwartet, sich trotz Bluterkrankheit beschneiden zu lassen. Eine Frau einer orthodoxen Gemeinde sagte mir, dass es ja auch die Laser-Beschneidung geben würde. Problem: Diese bezahlt die Krankenkasse nicht, trotz Verödung der Schnittfläche kann es trotzdem zu Blutungen kommen und diese Form wäre wahrscheinlich nicht koscher gewesen. 

Das Schlimme an der Sache ist, dass kaum jemand über diese religiöse Praktiken und den Druck, der dadurch auf erkrankte Männer ausgeübt wird und die Gefahren, die dadurch entstehen können, mehr redet. Bei Muslimen ist es übrigens genau dasselbe. 

Nachdem dem hiesigen Landesverband bzw. Landesrabbiner meine Fraktionstätigkeit ein Dorn im Auge war, wurde mir auch genau das vorgeworfen. Dazu aber mehr im entsprechenden Thema zur Klage gegen den jüdischen Landesverband.

Ich finde es jedenfalls befremdlich, dass die Gefahren bei erkrankten Menschen gerade in orthodoxen und muslimischen Gemeinden anscheinend toleriert werden. Hier müsste der Staat eigentlich eingreifen und diesen Zwang selbst bei medizinischer Kontraindikation bei hoher Strafe verbieten. 


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Online Shotokan Karate-Training als Corona-Alternative

Giur I: Konversion zum Judentum - Liberal, Konservativ, Orthodox, ... ?

Online Karate Training: Kurzer Erfahrungsbericht zur Vorbereitung und Prüfung zum Weißgurt